Donnerstag, 28. Oktober 2010

Die Geburt der Venus




Die Geburt der Venus
Sandro Botticelli, um 1485, Tempera auf Leinwand, 172 x 278 cm.
Uffizien, Florenz.

Das Historienbild ist im Querformat und stellt einen Außenraum dar. Dargestellt wird die Venus auf einer Muschel, umgeben von einem Engelspaar und einer Nymphe

In der Mitte des Gemäldes befindet sich die Venus, die einer göttlichen Erscheinung gleicht. Sie hat sehr langes, rotgoldenes Haar, welches durch den Wind verweht wird. Sie ist nackt dargestellt; ihre rechte Hand liegt auf ihrer linken Brust auf Höhe des Herzens. Mit der linken Hand, ihr Haar haltend, verdeckt sie den Schambereich. Die in der Zentralperspektive dargestellte Venus steht leichtfüßig auf einer überdimensional großen Jakobsmuschel, sozusagen als ihre Perle, welche, so scheint es, gerade an die Meeresbucht gespült wurde. Auf der linken Seite der Venus kommt ein Engel- oder Götterpaar angeflogen, welches ihren Blick auf die Venus richtet. Auch die Engel, welche sich ineinandergeschlungen umarmen sind nackt und werden lediglich durch Umhänge, die lose um ihre Hälse gebunden sind spärlich bedeckt. Der männliche der beiden pustet die Venus von der linken Seite her an, diese wirkt dadurch etwas nach rechts geneigt, wie von einem Windstoß leicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Vielleicht wurde die Venus auch durch den Wind ans Land gebracht. Das beflügelte Paar, vielleicht Götter des Windes werden von Rosenblüten umgeben. Auf der rechten Seite ist eine Nymphe in einem Blumenkleid. Auch sie hat sehr langes, rotgoldenes Haar und hält einen roten, mit blumenbestickten Mantel wie schützend in Richtung der Venus; es scheint als wolle sie sie empfangen. Die Szene könnte sich, der Vegetation nach zu urteilen, im Mittelmeerraum abspielen; leicht wellenschlagendes grünes- türkieses Meerwasser nehmen zwei Drittel des Hintergrundes ein . Rechts, das Bild und die Szene abschließend, ist ein Ölbaumwald. Botticelli verwendet sehr starke Hell- Dunkel Kontraste: die sehr plastisch dargestellten Personen sind, ihre Wichtig- und Heiligkeit betonend, hell beleuchtet, der Umraum, Wald und der Sandboden, wirken dunkel. Die Venus in ihrer Schönheit steht formal, wie inhaltlich im Mittelpunkt des Gemäldes und wird von dem Engelspaar und der Nymphe, welche seitlich im Profil abgebildet sind, umkreist. Fluchtpunkt des Bildes stellt der Kopf der Venus dar. Die rechte Hand der Nymphe, welche den Mantel hält, sowie Teile der Engelsflügel weisen auf ihn hin. Eine Komposition kann in Form eines Dreieck gesehen werden: der Kopf der Venus bildet obere Spitze, Dreiecksseiten sind die Nymphe und das Paar. Die untere Seite ist die Verbindung der Fußpaare zueinander, von der Nymphe ausgehend über die Venus hin zum Engelspaar. Diese Komposition unterstreicht die Wichtigkeit der Venus und die Hierarchie der Personen zueinander. Durch die Venus als Mittelpunkt verbindet sie das Paar mit der Nymphe. Der Künstler verwendet leuchtende Farben für Haare, Mantel und das Meer, die restlichen Gegenstände wirken eher pastellig. Ein sehr wirksames Stilmittel dessen sich der Maler bedient ist das Einsetzten von diversen Kontrasten. Neben dem schon erwähnten Hell- Dunkel Kontrast, sind ebenso farbliche Komplementärkontraste auffällig, wie das Grün des Meeres mit dem Rotgold der Haare, oder der rote Mantel mit den dunkelgrünen Blättern des Ölbaumwaldes. Das Gemälde wirkt nicht der Wirklichkeit nachgebildet, eher symbolisierend und idealisierend in Szene gesetzt: die Venus könnte als Sinnbild und Ursprung für Schönheit, Göttlichkeit und Liebe stehen, dies Annahme könnte die Hand auf ihrem Herzen verdeutlichen. Auch der Rosenregen kann als Symbol der Liebe gedeutet werden. Das beflügelte Paar verleiht dem Bild einen mystisch- sakralen Charakter. Das Gemälde, welches in die italienische Frührenaissance eingeordnet werden kann, strahlt, durch das Verwenden weicher Formen und harmonischer Farben Pathos, Ruhe, Wärme und Frieden aus.

Nach dem griechischen Mythos steht die Venus als Aphrodite für den göttlichen Ursprung der Schönheit. Sie wird auch "die Meerschaumgeborene" genannt. (vgl. 86)
Alina


Literatur: Kuhl, Isabel: "Epochen der Kunst", DuMont, Köln: 2007.

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